Karl Raupach
Die Bezeichnung „Manufaktur“ setzt sich aus den lateinischen Begriffen für Hand „manus“ und für herstellen, erbauen, und machen „facere“ zusammen, bedeutet also „etwas von Hand herstellen“. Entsprechend ist der Teil an Handarbeit in unserer Arbeit sehr hoch.
Was uns freut, denn die Arbeit von Hand macht Spaß und ist entscheidend für unser Produkt.
Die verschiedenen Haptiken, Temperaturen, Gewichte, Konzistenzen und ob sich etwas trocken oder feucht anfühlt geben uns Auskunft über den jeweiligen Zustand des Produktes. Ist es bereits Zeit für den nächsten Herstellungsschritt? Wie muss ich mit dem Objekt umgehen? Was ist zu erwarten?
Als Gestalter ist es besonders wichtig die Dinge in die Hand nehmen zu können. Ein selbst hergestelltes Entwurfsmodell, im Maßstab 1:1 und einer materialverwandten Umsetzung z.B. in Gips, ist naturgemäß sehr anschaulich um die Anmutung und Eigenschaften des späteren Produktes voraus zu ahnen. Man kann es in die Hand nehmen, von allen Seiten betrachten und die Formverläufe nachempfinden.
Auch die Herstellung des Modells von Hand ist wichtig. Nicht selten werden letzte Gestaltungsentscheidungen im Modellbau getroffen und nicht bei der Skizzierung auf Papier.
Der 3D-Modellbau am PC lässt diese Möglichkeiten unserer Meinung nach schlechter zu.
Verständlicherweise ermöglicht Handarbeit diverse Fertigungsprozesse und alte Techniken, die sonst nicht umsetzbar wären. Unser Markenzeichen ist unter anderem unser dünner Porzellanscherben. Diesen erreichen wir durch kurze Standzeiten wären des Gusses. Die Objekte sind wenn sie aus der Form genommen werden sehr empfindlich. Im feuchten bzw. weichen Zustand sind sie leicht verformbar. Sind die Teile durchgetrocknet, sind sie äußerst zerbrechlich. Nur mit geübter, vorsichtiger Hand lassen sie sich aufnehmen und transportieren.
Ein weiteres Markenzeichen unserer Arbeit sind die schlichten Dekore. Das Dekorieren erfolgt bei uns in reiner Handarbeit, da es Behutsamkeit, Gespür, Eleganz und Ruhe bei der Arbeit mit dem Pinsel voraussetzt. Auch die Individualität innerhalb eines Dekors ist naturgemäß eher mit der Hand möglich.
Eine große Produktpalette mit verschiedensten Größen und Formen machen den Ofenbesatz mit dem Ziel eines effizienten Brandes, also möglichst viel in einen Brand unterzubringen, schwierig und ist in unserem Rahmen nur mit der Hand möglich.
In den letzten Schritten des Herstellungsprozesses, wenn wir die Ware aus dem Ofen nehmen, schleifen und für den Versand einpacken bzw. im Lager einsortieren, erfahren wir durch die händische Arbeit ob etwas schadhaft ist z.B einen Haarriss hat oder die Glasur fehlerhaft ist. Dann können wir es direkt aussortieren
Die tägliche Handarbeit mit ihren sich wiederholenden Prozessen schult Fingerfertigkeiten, Erfahrung und das Geschick. Was befriedigend und motivierend ist. Die Arbeit mit den eigenen Händen entspricht unserer Natur und fühlt sich deshalb richtig an.
Wir formen mit unseren Händen das Porzellan. Gleichzeitig formt auch das Porzellan unsere Hände. Die ist erkennbar an kleinen Schnitten, Rauheiten, Hornhaut an den Handballen sowie glänzenden Fingernägel. Noch zum Feierabend erinnert uns das an unsere Arbeit.
Wir sind neuen Techniken wie z.B. dem 3D-Modelling und dem 3D-Druck nicht abgeneigt und nutzen diese auch zunehmend für manche Bereiche, wie für Formeinrichtungen oder den Werkzeugbau. Sie ermöglichen völlig neue Herangehensweisen und durch sie sind vormals teure Spezialanfertigungen plötzlich bezahlbar. Auch der Austausch mit unseren Kunden, das Nachdenken über neue Produkte oder das Ausstellen auf einem Markt bereitet uns Freude.
Trotzdem ist wahrscheinlich der hohe Anteil an Handarbeit das Schönste für uns bei der Arbeit in der Manufaktur.
Die Vorstellung, dass jedes Produkte etliche Male durch unsere Hände gegangen ist, macht
uns stolz, dadurch wird es erst zu „unserem Porzellan“.
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