top of page

Willkommen auf unserem Blog, hier möchten wir euch über die verschiedenen Aspekte der Herstellung von Porzellan, geschichtliche Hintergründe und momentane Entwicklungen in unserer Manufaktur informieren. Auch persönliche Überlegungen und Gedanken zum Thema Porzellan, Manufaktur und Design möchten wir gern mit euch teilen.

Aktualisiert: 26. Sept.

Wir wollen euch mitnehmen auf einen typischen Arbeitstag bei uns in der Manufaktur Raupach. Unsere Produkte entstehen nicht an einem Tag. Über unzählige Teilschritte mit Trockenphasen dazwischen, braucht es rund 2 Wochen vom Gießen der Ware bis zum fertigen Produkt. Dabei ist der Formbau- und Entwicklungsprozess noch gar nicht mitgedacht. Das bedeutet, das jeder Tag aus vielen kleinen Aufgaben besteht, welche gut organisiert und abgesprochen werden müssen. Nur so können die Werkstattkapazitäten optimal genutzt werden, damit am Ende unser Lager voll ist mit fertig gebrannter und geschliffener Porzellanware, wie ihr sie kennt.




Unser Arbeitstag beginnt in der Regel um 09:00 Uhr. Britta stellt das “Manufaktur-geöffnet!”-Schild nach draußen und begibt sich in die obere Etage, um den heutigen Versand vorzubereiten. Karl, Uli und Heike verteilen sich auf die Werkstätten.



Während Heike und Uli Verarbeitungsdetails einer Spezialanfertigung besprechen, an der Uli den weiteren Vormittag tüfteln wird, nimmt Karl die Formen des Vortags aus und beginnt anschließend damit, Henkel an unsere Tassen zu garnieren. Heike nimmt sich nach der Besprechung mit Uli der Rippelschalen an und versieht sie auf der drehenden Ränderscheibe mit dem speziellen Strukturdekor.



Diese Arbeit nimmt den gesamten Vormittag in Anspruch, da die beiden nicht einzelne Stücke von Anfang bis Ende fertigstellen, sondern für einen Arbeitsschritt immer mehrere Bretter mit den Tageschargen der Porzellanrohlinge abarbeiten und so für den nächsten Verarbeitungsschritt vorbereiten. Ist einmal alles verputzt oder zum Trocknen aufgestellt, geht es weiter mit dem nächsten Schritt.


Im ersten Stock überprüft Britta derweil die aktuellen Bestellungen und druckt die Versandmarken aus. Einmal über den Flur gehuscht, gelangt sie mit dem Stapel an Bestelllisten ins Lager und packt fleißig Pakete, damit sie möglichst schnell ihren Weg zu euch finden.



Gegen 13:00 Uhr steckt die alte Hündin Blanka neugierig ihre Nase durch die Werkstatttür und ruft zum Essen. Uli hat fix gekocht: es gibt Nudeln mit Tomaten-Auberginenpfanne und frischem Zucchini-Salat. Wir nutzen den Moment am Mittagstisch, um den weiteren Tagesablauf zu planen und alle auf den neuesten Stand zu bringen, welche Themen familienintern pressieren.



Nach der Mittagspause machen sich alle schnell wieder ans Werk. Karl nadelt unzählige Baumlichter aus und Uli hat schon das zweite Stück seiner komplizierten Spezialanfertigung für eine größere Kirchengemeinde fertiggestellt. Heike verputzt am Nachmittag unsere großen Salatschalen, während Britta noch ein paar Stündchen mit Versand und E-mails beschäftigt ist.




Während der gesamten Zeit hat einer unserer wichtigsten Mitarbeiter unermüdlich geschuftet: der Gasofen. Seit den Morgenstunden fährt er einen Glattbrand und wird dabei ständig überwacht. Stündlich kontrolliert jemand die Temperatur und notiert den Brandverlauf in einem Logbuch. Ein Glattbrand dauert circa 12 Stunden bei maximal 1300 Grad. Dabei wird immer wieder der Sauerstoffgehalt im Ofeninnenraum angepasst, um das typische strahlende Weiß unseres Scherbens zu erhalten. Nach dem Glattbrand geht der Ofen in die Kühlphase für 36 Stunden. Das backfrische Porzellan kann also frühestens übermorgen entnommen werden.



Am späten Nachmittag stapeln sich zahlreiche Bretter voll garnierter und verputzter Rohlinge in der Glasurwerkstatt und warten auf den Schrühbrand am nächsten Tag. Nun beginnt das große Fegen und Aufräumen, um morgen früh in einer sauberen Umgebung von neuem starten zu können. Britta hat sich nachmittags auf den Heimweg gemacht, Heike schneidet zwischendurch Möhren für den Abendspaziergang mit ihrer ungeduldigen Hundedame und Uli bereitet eine Bandprobe vor, während er über einen neuen Schalenentwurf grübelt. Karl stellt noch schnell die Stühle nach oben, dann radelt er zum Bahnhof und fährt nach Leipzig zu seiner Freundin und ihrem gemeinsamen kleinen Sohn. Morgen um 09:00 Uhr trifft sich das Team wieder in der Manufaktur Raupach.



Oft haben wir sehr lange Arbeitstage von 11 oder 12 Stunden. Andernfalls würden wir es nicht schaffen, ausreichend Porzellan zu produzieren, um unsere Lager zu füllen und eure Bestellungen abzuarbeiten. Das Material ist eine Diva und verlangt von uns viel Liebe und Zeit. Im Prozess lässt sich nichts verschieben oder abkürzen. Aber auch, wenn wir abends erschöpft sind nach einem langen Tag in der Werkstatt, der in der Vorweihnachtszeit oft auch nach dem Abendessen nicht vorbei ist, erfüllt uns unsere Arbeit mit großer Zufriedenheit und Freude. Und so stehen wir am nächsten Morgen gern wieder in der Werkstatt und legen unsere Schürzen an. Bis dahin Licht aus und Gute Nacht!

83 Ansichten0 Kommentare
raupachkarl

Aktualisiert: 6. Aug.

Karl Raupach


Die Bezeichnung „Manufaktur“ setzt sich aus den lateinischen Begriffen für Hand „manus“ und für herstellen, erbauen, und machen „facere“ zusammen, bedeutet also „etwas von Hand herstellen“. Entsprechend ist der Teil an Handarbeit in unserer Arbeit sehr hoch.

Was uns freut, denn die Arbeit von Hand macht Spaß und ist entscheidend für unser Produkt.

Mit der Hand lassen sich die Reste vom Gießen immer noch am Besten von den Formen entfernen.

Die verschiedenen Haptiken, Temperaturen, Gewichte, Konzistenzen und ob sich etwas trocken oder feucht anfühlt geben uns Auskunft über den jeweiligen Zustand des Produktes. Ist es bereits Zeit für den nächsten Herstellungsschritt? Wie muss ich mit dem Objekt umgehen? Was ist zu erwarten?

Als Gestalter ist es besonders wichtig die Dinge in die Hand nehmen zu können. Ein selbst hergestelltes Entwurfsmodell, im Maßstab 1:1 und einer materialverwandten Umsetzung z.B. in Gips, ist naturgemäß sehr anschaulich um die Anmutung und Eigenschaften des späteren Produktes voraus zu ahnen. Man kann es in die Hand nehmen, von allen Seiten betrachten und die Formverläufe nachempfinden.

Auch die Herstellung des Modells von Hand ist wichtig. Nicht selten werden letzte Gestaltungsentscheidungen im Modellbau getroffen und nicht bei der Skizzierung auf Papier.

Der 3D-Modellbau am PC lässt diese Möglichkeiten unserer Meinung nach schlechter zu.

Beim Einrichten der Form sind kräftige Hände und Aufmerksamkeit gefordert damit später alles dicht ist und der Gips nicht auslaufen kann.

Verständlicherweise ermöglicht Handarbeit diverse Fertigungsprozesse und alte Techniken, die sonst nicht umsetzbar wären. Unser Markenzeichen ist unter anderem unser dünner Porzellanscherben. Diesen erreichen wir durch kurze Standzeiten wären des Gusses. Die Objekte sind wenn sie aus der Form genommen werden sehr empfindlich. Im feuchten bzw. weichen Zustand sind sie leicht verformbar. Sind die Teile durchgetrocknet, sind sie äußerst zerbrechlich. Nur mit geübter, vorsichtiger Hand lassen sie sich aufnehmen und transportieren.

Frisch aus der Form genommen ist diese 9cm-Schale noch sehr weich und empfindlich.

Ein weiteres Markenzeichen unserer Arbeit sind die schlichten Dekore. Das Dekorieren erfolgt bei uns in reiner Handarbeit, da es Behutsamkeit, Gespür, Eleganz und Ruhe bei der Arbeit mit dem Pinsel voraussetzt. Auch die Individualität innerhalb eines Dekors ist naturgemäß eher mit der Hand möglich.

Beim Dekorieren ist Vorsicht geboten, vor allem weil sich ein Fehler nicht mehr entfernen lässt.

Eine große Produktpalette mit verschiedensten Größen und Formen machen den Ofenbesatz mit dem Ziel eines effizienten Brandes, also möglichst viel in einen Brand unterzubringen, schwierig und ist in unserem Rahmen nur mit der Hand möglich.

In den letzten Schritten des Herstellungsprozesses, wenn wir die Ware aus dem Ofen nehmen, schleifen und für den Versand einpacken bzw. im Lager einsortieren, erfahren wir durch die händische Arbeit ob etwas schadhaft ist z.B einen Haarriss hat oder die Glasur fehlerhaft ist. Dann können wir es direkt aussortieren

Der Brennraum ist begrenzt, da heißt es effektiv und geschickt bestücken.

Die tägliche Handarbeit mit ihren sich wiederholenden Prozessen schult Fingerfertigkeiten, Erfahrung und das Geschick. Was befriedigend und motivierend ist. Die Arbeit mit den eigenen Händen entspricht unserer Natur und fühlt sich deshalb richtig an.

Wir formen mit unseren Händen das Porzellan. Gleichzeitig formt auch das Porzellan unsere Hände. Die ist erkennbar an kleinen Schnitten, Rauheiten, Hornhaut an den Handballen sowie glänzenden Fingernägel. Noch zum Feierabend erinnert uns das an unsere Arbeit.

Trockne und etwas rissige Haut gehört beim Keramiker dazu, eincremen hilft aber.

Wir sind neuen Techniken wie z.B. dem 3D-Modelling und dem 3D-Druck nicht abgeneigt und nutzen diese auch zunehmend für manche Bereiche, wie für Formeinrichtungen oder den Werkzeugbau. Sie ermöglichen völlig neue Herangehensweisen und durch sie sind vormals teure Spezialanfertigungen plötzlich bezahlbar. Auch der Austausch mit unseren Kunden, das Nachdenken über neue Produkte oder das Ausstellen auf einem Markt bereitet uns Freude.

Trotzdem ist wahrscheinlich der hohe Anteil an Handarbeit das Schönste für uns bei der Arbeit in der Manufaktur.

Die Vorstellung, dass jedes Produkte etliche Male durch unsere Hände gegangen ist, macht

uns stolz, dadurch wird es erst zu „unserem Porzellan“.

Auch unser 16cm-"Cut"Teller lässt sich zur Not mit einer Hand halten.

199 Ansichten0 Kommentare
bottom of page